Lostkreuz ist ein Photoprojekt zur Erinnerung an einen Ort, den es so nicht mehr gibt.

Der Berliner S-Bahnhof Ostkreuz wurde 1882 eröffnet und entwickelte sich rasch zu einem der wichtigsten Umsteigebahnhöfe Berlins. Daher konnte der Bahnhof trotz früher Umbau- und Sanierungspläne (die ältesten datieren von Anfang des 20. Jahrhunderts) sein Gesicht über gut 100 Jahre im wesentlichen wahren. Zugleich ist dies leider auch der Hauptgrund für sein Ende. Denn die Bauteile sind im Laufe der Zeit so stark verwittert, korrodiert, verrostet, daß an vielen Stellen Einsturzgefahr besteht und die Verkehrssicherheit nicht mehr lange gewährleistet werden kann.
Ostkreuz muß von Grund auf saniert werden. Ostkreuz braucht in fast allen Bereichen neue Technik. Ostkreuz braucht für die täglich weit mehr als 100.000 Reisenden, die hier ein-, aus- und vor allem umsteigen, zeitgemäßen Komfort wie Rolltreppen, Fahrstühle und Schutz vor Regen und Kälte.

Was Ostkreuz nicht braucht, im Zuge der zeitgenössichen Bahnpolitik jedoch auch bekommen wird, das ist ein Dasein als Konsumtempel mit Gleisanschluß.
Was es ebenso wenig braucht, das ist die seit einigen Jahren angesagte gesichtslose Stahl- und Glasarchitektur, die vor allem als gigantische Werbefläche dient. In ihrer Beliebigkeit zeugt auch sie davon, wie die Bahn systematisch heruntergewirtschaftet wird. In der entfesselten Marktwirtschaft interessieren nicht mehr der Reisende und seine Horizonterweiterung, sondern nur noch optimierter Absatz von Konsumgütern und seine stetige Steigerung.

Das Ostkreuz war für viele Jahrzehnte ein Ort, an dem die Zeit scheinbar vorüber ging. Ein Ort, der wie ein nicht zeitgemäß gepflegtes, aber trotzdem liebevoll instandgehaltenes Museum wirkte, an dem zugleich Betrieb in Echtzeit stattfand und somit die Moderne zugegen war. Das Ostkreuz war bis Anfang 2006 ein Ort, an dem man noch eine gute Portion eau de Ost atmen und sich sozusagen vom Geist der Vergangenheit umwehen lassen konnte.
Ostkreuz war ein paradoxer Ort, an dem vieles nicht zueinander paßte, aber trotzdem prima zusammen funktionierte. Ein Ort, an dem man sich wie in einem Paralleluniversum fühlte. Ein Ort, an dem deshalb vieles möglich schien, was einem überall woanders lächerlich oder einfach unsinnig vorgekommen wäre.

Nichts wird bleiben, wie es war. Stück für Stück wird der Charme des Rosts, der marode Hauch der Geschichte, den jede Schraube dieses Bahnhofs umweht, demontiert und auf den großen Müllhaufen des Vergessens geworfen… Das Photoblog Lostkreuz verschafft der Erinnerung an einen der magischen Orte im Universum schon im Vorhinein einen dauerhaften Platz.

Falls es Sie interessiert, lesen Sie hier die Infoseite zum Ostkreuz guide von Dezember 2004.

Herzlichen Dank allen mitwirkenden PhotographInnen, die ihre Bilder für dieses Projekt zur Verfügung gestellt haben!

Presse

Berliner Morgenpost am 31.08.2009: Ein Fotograf setzt dem Ostkreuz ein Denkmal

Kontakt

Wenn Sie Fragen loswerden möchten zum Thema oder vielleicht noch seltene historische Photos beitragen möchten, schreiben Sie gern eine Mail an mail [at] lostkreuz [Punkt] de.

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